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Die Geschichte unserer Jagdschule

Wie kam es eigentlich zur Gründung der Jagdschule – Am Stettiner Haff?

Ein Kurzprofil über die Geschichte unserer Jagdschule gibt es hier.
Über die Jagdschuleiter Heiko und Grit findet Ihr Infos unter den jeweiligen Links.

Zwei Welten treffen aufeinander

Heiko  ist seit über 20 Jahren passionierter Jäger und begann zunächst mit einem Begehungsschein im Revier seines Vaters. Seit einigen Jahren ist er selbst Revierpächter und betreut ein knapp 500 ha großes Jagdrevier in einer Pächtergemeinschaft.

PS: Einige Fachbegriffe erklären wir auf unserer Seite, des Jägers Latein. Es ist nämlich nicht so, dass Jäger nur wirres Zeug reden. Ganz im Gegenteil die Jägersprache ist, wie viele andere auch, eine Fachsprache. Die gibt es sowohl im traditionellen Handwerk, als auch in modernen Berufen.

Grit ist eine typische Berliner Großstadtpflanze und hat bis vor einigen Jahren noch fest daran geglaubt, dass Bambie ein Reh ist, eben noch ein süßes Welpenkind mit weißen Flecken. Ihr zweiter schwerer Irrtum, ein 18-Ender ist 18 Jahre alt. Soviel zu Biologieunterricht und Zooschule.

Gut, dass da Heiko war, der ihr mit rollenden Augen aber viel Geduld erst einmal die dämlichsten Irrtümer ausgetrieben hat. Während langer Gespräche bei abendlichen Ansitzen über Kälber, Schmaltiere, Kahlwild, Spießer, Überläufer, .30-06, .308 Win, Trichinenprobe, Wolfsberater und andere selbsterklärende Dinge, wurde das Licht am Ende des Tunnels nicht heller.

Geht Dir auch so? Irgendetwas davon schon einmal gehört? Wolfsberater vielleicht? Ja, davon hört man in der großen Stadt sehr viel. Die Gemüter sind selbst in Bundestagsdebatten so erhitzt, dass eine regelrechte Kluft zwischen den Nahrungslieferanten aus der Region und den verwöhnten Supermarktkonsumenten aus der Großstadt entstanden ist.

Wie alles begann

Damit begann die Geschichte unserer Jagdschule. Grit besuchte vor einigen Jahren zunächst selbst einen Jagdschein Kompaktkurs. Sie hat in drei Wochen mehr über Natur und Wildtiere gelernt als in zehn Schuljahren Biologieunterricht. Ihre Begeisterung wuchs mit jedem Tag, den sie ab sofort dem weidwerken widmete. Da war es nur ein kurzer Schritt bis Heiko und Grit entschieden haben ihr Hobby zum Beruf zu machen. Denn gerade in den letzten Jahren ist unsere Natur aus dem Gleichgewicht geraten. Die Intensität, mit der sich unsere Kulturlandschaft entwickelt und die Rücksichtslosigkeit, mit der wir unsere Ressourcen plündern führt zu Artensterben über Zoonosen zu Pandemien. Aber wir können das Problem nicht mit Nichtstun lösen.

Regelt sich die Natur von selbst?

Massentierhaltung geht ja wohl gar nicht. Die Kühe sollen alle schön auf der grünen Alm stehen. Gleichzeitig sollen Prädatoren, wie der Wolf ihren Lebensraum zurück erobern dürfen. Das führt unweigerlich zu Konflikten. Wolfsübergriffe sind vorprogrammiert, denn kein Tier macht freiwillig Sport. Wieder muss durch den Menschn eingegriffen werden, damit das Alm-Schnitzel besser beschützt wird.

Der Wolf soll die Aufgabe des Jägers übernehmen, krankes und schwaches Wild jagen und damit unseren Wald schützen, denn Mangels Nahrungsangebot gehen Rehwild und Rotwild dort immer häufiger zu Schaden. Stimmt das wirklich? Oder sind wir nicht selbst Schuld am Sterben unserer Wälder und daran, dass unser Wild keinen Platz mehr zum Leben und ausreichend Nahrung findet?

Wir wollen Beides, billiges Fleisch aus der Region und die natürliche Regeneration unserer Umwelt. Aber wir reagieren immer radikaler auf unsere eigenen Entscheidungen. Wir stapeln Maßnahmen übereinander bis der Turm einstürzt. Ist es nicht sinnvoller gemäßgtere Entscheidungen zu treffen? Die Jagd gibt es schon seit es den Menschen gibt und es ist die gesetzliche Verpflichtung der Jägerschaft für einen artenreichen und gesunden Wildbestand zu sorgen. Dabei muss sie öffentliche wirtschaftliche Interessen und den Erhalt der Lebensgrundlage des Wildes wohlwollend gegeneinander abwägen.

Zurück zur Natur

Auch davon haben wir Stadtmenschen ja unsere eigene Vorstellung und die hat nichts mit der Jagd zu tun, auch wenn wir gerne gesundes Wildfleisch konsumieren. Die armen Tiere im Wald einfach erschießen? Nein danke, so etwas ist undenkbar. Die niedlichen vielen kleinen Bambies, die alle mal große stattliche Hirsche werden wollen. Schämt euch ihr Jäger. Auch das Wildfleisch wächst schließlich im Supermarkt und kommt CO2-neutral direkt aus Neuseeland.

Zurück zur Natur heißt nämlich, mit dem Mountainbike oder dem Quad durch die Kinderstube von Bambie. Es heißt Rotwild einsperren, damit wir unfallfrei auf Brettern die Skipisten runter kommen. An schönen Naturstränden Lagerfeuer machen, Hirsche während der Brunft stören und unseren Hunden die unangeleinte Freiheit während der Brut- und Setzzeit zu schenken. Es bedeutet sich vegan zu ernähren, mit Biomais heizen, mit Windrädern und Solarparks Strom erzeugen und Wölfe beraten. Autoreifen im Wald entsorgen heißt übrigens nicht Erdöl wieder in die Erde zu bringen.

Kurzum, wir wollen nicht die Natur zurück, sondern wir wollen selbst zurück zur Natur. Das sind zwei verschiedene Dinge.

Stop, zu viel Polemik. Eigentlich sollte dieser Exkurs nur verdeutlichen, welcher Widerspruch zwischen Natur- und Kulturlandschaft besteht. Verschiedene Interessen müssen gegeneinander abgewogen werden. Man darf weder auf dem Einen, noch auf dem anderen Auge blind werden.

Hier bedarf es intensiven Lernens, die Zusammenhänge müssen erst einmal erkannt und verstanden werden, bevor man über Nachhaltigkeit sprechen kann.

Lieblingswort der Deutschen – Nachhaltigkeit

Wir erlauben uns über Nachhaltigkeit zu sprechen. Z.B. darüber, dass Wildfleisch natürlich, gesund und lecker ist. Besonders dann, wenn man sich sein Schnitzel selbst erarbeitet hat. Bei uns lernt Ihr die Zusammenhänge verstehen und warum es wichtig ist manuell und mit Augenmaß für ein natürliches Gleichgewicht zu sorgen. Klimaneutral geht am Billigsten regional, aber dafür müssen wir uns einschränken, der Natur und dem Wild seinen Lebensraum zurück geben. Beides nachhaltig schützen und trotzdem regulierend einwirken, sonst müssten wir uns selbst abschaffen.

Folgen der vergangenen Nachhaltigkeit

Dann kam das Corona-Virus mit erheblichen gesundheitlichen Folgen und mit ihm die Afrikanische Schweinepest mit großen wirtschaftlichen Folgen. Zwei verschiedene Viren, die erwiesenermaßen mit unserem Raubbau an der Natur in Zusammenhang stehen. Auch das ist nachhaltig, es ist das Ergebnis unseres Handelns. Wir dürfen uns darauf verlassen, dass Pandemien zukünftig auf der Tagesordnung stehen, aber wie immer werden wir nur Maßnahmen stapeln, statt die Ursachen zu bekämpfen. Die Krankheiten der wild lebenden Tiere schieben sich mangels Platz in unsere Mitte.

Zoonosen, das sind Krankheiten die von Tieren auf den Menschen übertragen werden und umgekehrt. Sie werden unseren zukünftigen Alltag noch stärker bestimmen. Nach dem Corona-Virus ist vor den Affenpocken und vor der Vogelgrippe. Wir brauchen keine Sündenböcke, wir brauchen Aufklärung darüber wie Zoonosen entstehen und wie man sie verhindern kann. Gegen Zoonosen müssen alle gemeinsam unseren Beitrag leisten. Gegen Wildseuchen, wie z.B. der ASP sind vor allem Jägerinnen und Jäger gefordert.

Kleine Entscheidungshilfe

Damit beginnt die Geschichte unserer Jagdschule. Wir brauchen mehr Menschen, die sich diesen Entwicklungen aktiv entgegen stellen, die ihren Beitrag zum Erhalt von Lebensräumen und Artenvielfalt leisten wollen. Menschen, die weniger Fleisch, dafür aber regional, gesünder und besser essen wollen und mehr Jägerinnen und Jäger, die Natur- und Artenschutz aktiv mitgestalten.

Wir haben unsere Entscheidung getroffen, wir wollen unseren Beitrag durch Bildung und Aufklärung leisten. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es deshalb seit 2021 eine neue Jagdschule. Die Jagdschule – Am Stettiner Haff. Das ist die Geschichte unserer Jagdschule.